Weltuntergang am 21. Dezember 2012 befürchtet
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Weltuntergang am 21. Dezember 2012 befürchtet
Weltuntergang am 21. Dezember 2012 befürchtet
Am 21. Dezember 2012 endet der Mayakalender. Manch einer fürchtet den Weltuntergang am 21.12.2012. Die Wissenschaft sieht dagegen neue Verschwörungstheorien und Internetgerüchte auf die Erde niederprasseln.
Von Mark Stevenson
Die Zahl 13 war für die Maya eine heilig und der 13. Baktun endet am 21. Dezember 2012.
Apolinario Chile Pixtun vom Volk der Maya ist die Fragen zum Ende des Maya-Kalenders am 21. Dezember 2012 leid. Dabei geht es schließlich nicht um das Ende der Welt. Oder etwa doch? Definitiv nicht, sagt der Mann aus Guatemala: "Ich habe von diesem Zeug genug." Allerdings gibt es nicht wenige, die das im Maya-Kalender angekündigte Weltuntergangsszenario fürchten.
Viele Menschen hätten Angst, sagt Ann Martin von der Cornell-Universität. Sie betreibt eine Website mit dem Titel "Neugierig? Frag einen Astronomen". Dort seien E-Mails von Schülern eingegangen, die nicht schon so bald sterben wollten, sagt Martin. "Uns schrieb eine Mutter, die Angst hatte, sie könne ihre beiden Kinder nicht mehr aufwachsen sehen."
Nach Ansicht von Pixtun entspringen derartige Weltuntergangstheorien dem Westen, nicht dem Maya-Kalender. Für die Maya endet am 21. Dezember 2012 ein bedeutender Zeitabschnitt, und im gleichen Jahr treffen in unserem Sonnensystem mehrere astronomische Vorgänge zusammen. Die meisten Archäologen, Astronomen und auch Maya gehen aber davon aus, dass rein gar nichts passiert.
Christliches Konzept auf Maya-Kalender projiziert
Allerdings haben die Apokalypse-Szenarien ein Quäntchen archäologische Grundlage. Dazu gehört das so genannte "Monument 6", das in der 60er Jahren während Bauarbeiten für eine Autobahn in Südmexiko gefunden wurde. Die Inschrift auf den noch erhaltenen Teilen spricht von einem für 2012 erwarteten Ereignis, in dem Bolon Yokte eine Rolle spielt, ein mysteriöser Maya-Gott, der sowohl mit Krieg als auch mit Schöpfung in Verbindung gebracht wird. Erosion und ein Bruch im Stein haben das Ende der Passage jedoch fast unleserlich werden lassen.
Der Archäologe Guillermo Bernal von der Nationalen Autonomen Universität von Mexiko interpretiert den letzten erodierten Glyphen als "Er wird vom Himmel heruntersteigen." Bernal betont jedoch, es gebe andere Inschriften der Maya, die weit über das Jahr 2012 hinausgehen, darunter eine, die etwa auf das Jahr 4772 Bezug nimmt. Der Archäologe hält die Apokalypse für ein "sehr westliches, christliches" Konzept, das lediglich auf die Maya projiziert worden sei.
Der 13. Baktun endet am 21. Dezember 2012
Die Hochkultur der Maya erlebte ihre Glanzzeit zwischen 300 und 900 n. Chr. und ist unter anderem für ihre Leistungen in der Astronomie bekannt. Ihr Langzeitkalender beginnt im Jahre 3114 v. Chr. und markiert die Zeit in 394-Jahr-Zyklen, bezeichnet als Baktuns. Die 13 war für die Maya eine heilige Zahl und der 13. Baktun endet am 21. Dezember 2012.
"Das ist ein spezieller Jahrestag der Schöpfung", sagt David Stuart, Experte für Maya-Inschriften an der Universität von Texas. "Die Maya sprachen nie davon, dass die Welt zu Ende gehen würde, sie sagten nie, dass notwendigerweise irgendetwas Schlimmes geschehen würde. Sie halten auf Monument Six lediglich diesen künftigen Jahrestag fest."
Die heutigen Maya auf der von Trockenheit heimgesuchten Halbinsel Yucatan haben andere Sorgen. "Würde ich zu einigen der Maya-sprechenden Gemeinden gehen und die Menschen fragen, was 2012 passieren wird, hätten sie mit Sicherheit keine Ahnung", sagt José Huchim, ein Archäologe aus Yucatan. "Dass die Welt zu Ende gehen wird? Sie würden dir nicht glauben. Wir haben derzeit richtige Sorgen, zum Beispiel fehlenden Regen."
Am 21.12.2012 zieht die Sonne mit dem Zentrum der Milchstraße gleich
Außerdem sollen die Maya gewusst haben, dass die Erdachse schwankt, wodurch sich die Anordnung der Sterne jedes Jahr leicht verschiebt. Einmal alle 25.800 Jahre zieht die Sonne zur Wintersonnenwende mit dem Zentrum der Milchstraße gleich. Genau dies wird am 21. Dezember 2012 passieren. Eine weitere gespenstische Koinzidenz? "Die Frage, die ich den Schwarzsehern gerne stellen würde, lautet schlichtweg: Ja und?", sagt der Astronom Phil Plait dazu.
In der US-Fernsehsendung "Entschlüsselung der Vergangenheit: Tag des Jüngsten Gerichts 2012" hieß es, eine galaktische Koinzidenz könnte die Pole verschieben. "Der gesamte Erdmantel würde innerhalb weniger Tage verschoben werden. Erdbeben auf jedem Kontinent, die Küstenstädte von massiven Tsunamis überschwemmt – es wäre die ultimative Katastrophe", so der Sprecher.
Neu ist diese Vorstellung nicht: Zu ihr gelangte im 19. Jahrhundert offenbar bereits der französische Missionar und Ethnograph Charles-Etienne Brasseur de Bourbourg nach dem Studium antiker Inschriften der Maya und Azteken. Nach Ansicht von Wissenschaftlern könnten sich die Pole innerhalb einer Million Jahre allerdings lediglich um höchstens ein Grad verschieben.
Brasseur de Bourbourg beweist immerhin eines: Der Westen versucht seit mehr als einem Jahrhundert, in die Inschriften der Maya Weltuntergangsszenarien hineinzuinterpretieren. Die Astronomin Ann Martin kritisiert besonders das fehlende Erinnerungsvermögen auf Seiten der Schwarzseher. "Niemand scheint sich daran zu erinnern, dass bei der letzten mutmaßlichen Apokalypse die Welt nicht unterging", sagt sie.
http://www.welt.de/wissenschaft/article4936369/Weltuntergang-am-21-Dezember-2012-befuerchtet.html
Am 21. Dezember 2012 endet der Mayakalender. Manch einer fürchtet den Weltuntergang am 21.12.2012. Die Wissenschaft sieht dagegen neue Verschwörungstheorien und Internetgerüchte auf die Erde niederprasseln.
Von Mark Stevenson
Die Zahl 13 war für die Maya eine heilig und der 13. Baktun endet am 21. Dezember 2012.
Apolinario Chile Pixtun vom Volk der Maya ist die Fragen zum Ende des Maya-Kalenders am 21. Dezember 2012 leid. Dabei geht es schließlich nicht um das Ende der Welt. Oder etwa doch? Definitiv nicht, sagt der Mann aus Guatemala: "Ich habe von diesem Zeug genug." Allerdings gibt es nicht wenige, die das im Maya-Kalender angekündigte Weltuntergangsszenario fürchten.
Viele Menschen hätten Angst, sagt Ann Martin von der Cornell-Universität. Sie betreibt eine Website mit dem Titel "Neugierig? Frag einen Astronomen". Dort seien E-Mails von Schülern eingegangen, die nicht schon so bald sterben wollten, sagt Martin. "Uns schrieb eine Mutter, die Angst hatte, sie könne ihre beiden Kinder nicht mehr aufwachsen sehen."
Nach Ansicht von Pixtun entspringen derartige Weltuntergangstheorien dem Westen, nicht dem Maya-Kalender. Für die Maya endet am 21. Dezember 2012 ein bedeutender Zeitabschnitt, und im gleichen Jahr treffen in unserem Sonnensystem mehrere astronomische Vorgänge zusammen. Die meisten Archäologen, Astronomen und auch Maya gehen aber davon aus, dass rein gar nichts passiert.
Christliches Konzept auf Maya-Kalender projiziert
Allerdings haben die Apokalypse-Szenarien ein Quäntchen archäologische Grundlage. Dazu gehört das so genannte "Monument 6", das in der 60er Jahren während Bauarbeiten für eine Autobahn in Südmexiko gefunden wurde. Die Inschrift auf den noch erhaltenen Teilen spricht von einem für 2012 erwarteten Ereignis, in dem Bolon Yokte eine Rolle spielt, ein mysteriöser Maya-Gott, der sowohl mit Krieg als auch mit Schöpfung in Verbindung gebracht wird. Erosion und ein Bruch im Stein haben das Ende der Passage jedoch fast unleserlich werden lassen.
Der Archäologe Guillermo Bernal von der Nationalen Autonomen Universität von Mexiko interpretiert den letzten erodierten Glyphen als "Er wird vom Himmel heruntersteigen." Bernal betont jedoch, es gebe andere Inschriften der Maya, die weit über das Jahr 2012 hinausgehen, darunter eine, die etwa auf das Jahr 4772 Bezug nimmt. Der Archäologe hält die Apokalypse für ein "sehr westliches, christliches" Konzept, das lediglich auf die Maya projiziert worden sei.
Der 13. Baktun endet am 21. Dezember 2012
Die Hochkultur der Maya erlebte ihre Glanzzeit zwischen 300 und 900 n. Chr. und ist unter anderem für ihre Leistungen in der Astronomie bekannt. Ihr Langzeitkalender beginnt im Jahre 3114 v. Chr. und markiert die Zeit in 394-Jahr-Zyklen, bezeichnet als Baktuns. Die 13 war für die Maya eine heilige Zahl und der 13. Baktun endet am 21. Dezember 2012.
"Das ist ein spezieller Jahrestag der Schöpfung", sagt David Stuart, Experte für Maya-Inschriften an der Universität von Texas. "Die Maya sprachen nie davon, dass die Welt zu Ende gehen würde, sie sagten nie, dass notwendigerweise irgendetwas Schlimmes geschehen würde. Sie halten auf Monument Six lediglich diesen künftigen Jahrestag fest."
Die heutigen Maya auf der von Trockenheit heimgesuchten Halbinsel Yucatan haben andere Sorgen. "Würde ich zu einigen der Maya-sprechenden Gemeinden gehen und die Menschen fragen, was 2012 passieren wird, hätten sie mit Sicherheit keine Ahnung", sagt José Huchim, ein Archäologe aus Yucatan. "Dass die Welt zu Ende gehen wird? Sie würden dir nicht glauben. Wir haben derzeit richtige Sorgen, zum Beispiel fehlenden Regen."
Am 21.12.2012 zieht die Sonne mit dem Zentrum der Milchstraße gleich
Außerdem sollen die Maya gewusst haben, dass die Erdachse schwankt, wodurch sich die Anordnung der Sterne jedes Jahr leicht verschiebt. Einmal alle 25.800 Jahre zieht die Sonne zur Wintersonnenwende mit dem Zentrum der Milchstraße gleich. Genau dies wird am 21. Dezember 2012 passieren. Eine weitere gespenstische Koinzidenz? "Die Frage, die ich den Schwarzsehern gerne stellen würde, lautet schlichtweg: Ja und?", sagt der Astronom Phil Plait dazu.
In der US-Fernsehsendung "Entschlüsselung der Vergangenheit: Tag des Jüngsten Gerichts 2012" hieß es, eine galaktische Koinzidenz könnte die Pole verschieben. "Der gesamte Erdmantel würde innerhalb weniger Tage verschoben werden. Erdbeben auf jedem Kontinent, die Küstenstädte von massiven Tsunamis überschwemmt – es wäre die ultimative Katastrophe", so der Sprecher.
Neu ist diese Vorstellung nicht: Zu ihr gelangte im 19. Jahrhundert offenbar bereits der französische Missionar und Ethnograph Charles-Etienne Brasseur de Bourbourg nach dem Studium antiker Inschriften der Maya und Azteken. Nach Ansicht von Wissenschaftlern könnten sich die Pole innerhalb einer Million Jahre allerdings lediglich um höchstens ein Grad verschieben.
Brasseur de Bourbourg beweist immerhin eines: Der Westen versucht seit mehr als einem Jahrhundert, in die Inschriften der Maya Weltuntergangsszenarien hineinzuinterpretieren. Die Astronomin Ann Martin kritisiert besonders das fehlende Erinnerungsvermögen auf Seiten der Schwarzseher. "Niemand scheint sich daran zu erinnern, dass bei der letzten mutmaßlichen Apokalypse die Welt nicht unterging", sagt sie.
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